Kopftuchverbot für Kinder: der nächste türkis/blaue Politik-Schmäh

Über das Verbot von unterdrückenden Symbolen bei Kindern muss immer nachgedacht werden, auch über das muslimische Kopftuch. Tatsächlich ist das angekündigte Kopftuchverbot für Kindergarten und Volksschule nichts mehr als ein weiterer Schmäh der aktuellen Regierung und streut Sand in die Augen der Leichtgläubigen.

Zunächst ist es einmal typisch, wie die „Wir wollen den Leuten nichts verbieten, es zählt der freie Wille“-Partei um Kurz und Strache bei anderen Gruppen immer schnell mit den Verboten ist. Jetzt also wieder das Stück Stoff auf den Köpfen von Mädchen und ja, in diesem Fall haben sie auch recht. Es geht nicht an, dass (gegen die islamische Auslegung!) kleinen Kindern aus Tradition heraus ein belastetes Symbol sprichwörtlich aufgesetzt wird. Und das Verbot sehe ich relativ unproblematisch, solange es in Schulen auch Jogging-Hosen-Verbote oder andere Kleidungsvorschriften gibt. Denn ein religiöses Symbol ist ein Kopftuch in Kindergarten und Volksschule auf keinen Fall!
Aber!
Eine Regierung, die Integrationskurse kürzt, Sprachschulung behindert und Begleitlehrer in Ballungszentren einspart, spricht von Erhöhung der Integration durch Verbot eines Stück Stoffs. Das ist lächerlich! Dann sitzen Mädchen halt ohne Kopftuch herum und können trotzdem nicht gescheit Deutsch.
Zusätzlich ist das Phänomen Kopftuch tragender Kinder ein sehr kleines. Die mangelnde Sprachfähigkeit ist gravierend und betrifft beide Geschlechter. Und in ländlichen Gebieten ist das Thema überhaupt kaum vorhanden.
Daher drängt sich mir der schon bekannte Effekt auf. Weil im Grunde in der Regierung kaum etwas weitergeht, wird ein absolutes Randthema hervorgeholt. Mit dem aber die Kurz/Strache-Wähler des Herbstes durch Aktionen „gegen den Islam“  beruhigt werden. Hauptsächlich Personen am Land wird eine Realität in weit entfernten Ballungsräumen vorgegaukelt, die es so nicht gibt*. Aus dieser, auf Erfahrungslücken ruhenden Verunsicherung wird dann symbolische Politik gemacht, meistens mit Verboten. Ohne Substanz, ohne längerfristige Strategie, abgesehen von der erwähnten „Zufriedenstellung der Zielgruppen“ und euphorischen Schlagzeilen in den Volksverdummungsmedien im sehr bunten Kleinformat!
Ja, jede rückschrittliche Strömung muss auf das Schärfste bekämpft werden. Darunter fällt auch eine Form des politisch-fundamentalistischen Islam, allerdings ebenso deutsch-nationale Burschenschaften!
Aber die Immunisierung von (Klein-)Kindern mit muslimischem Hintergrund gegen Abschottung und Ablehnung der liberalen Wertewelt wird nicht durch das Verbot eines Stoffquadrats erreicht. Ohne Bildung, Ausbildung und vor allem durch größeres Augenmerk auf Buben ist das der Politik-Schmäh mit islamophoben Tupfen.
*So war es auch mit eingebildeten Burka-Trägerinnen in Wien, die praktisch nicht zu sehen waren. Im Gegensatz etwa zu Zell/See in den Sommermonaten. Durch hysterische Medienberichte und Fake-News auf facebook wurde aber eine erwartete Realität bei bestimmten Gruppen erzeugt, die dann mit jedem Mittel verifiziert werden wollte, aber die Wirklichkeit niemals repräsentierte.