Kurz will Klimaschutz, dazu soll aus Österreich ein Wasserstoff-Kompetenzzentrum werden. Lieb! Ausgerechnet Kurz, der mit seiner Regierung alles daran gesetzt hat, den Klimaschutz auszuhöhlen oder zu beschneiden. Seine Aussagen sind einfach nur Chuzpe und keinen müden Cent wert!
Mehr als 500 Tage hätte Kurz Zeit gehabt, Klimaschutz glaubhaft zu betreiben. Dazu holt er sich als Partner eine Partei in die Regierung, die Klimaerwärmung als Humbug abtut. Es kommen Tempoerhöhung auf der Autobahn, Verschlechterungen bei Einsprüchen für Bürgerinitiativen bei Großprojekten, Beschleunigung bei der Umweltverträglichkeitsprüfung und stetig steigender CO2 Ausstoß in Österreich samt deswegen drohender Strafzahlungen in Milliardenhöhe. All das waren keine klimapolitischen Glanztaten, im Gegenteil. Noch dazu mit einer damals offensichtlich in der Materie überforderten Fachministerin. Zum Glück ist (im Moment) diese Regierung Geschichte!
Jetzt entdeckt Kurz das Klima. Reichlich spät und eher als Ablenkung von Parteispenden-Problemen in seinem 2017er Wahlkampf und einstweiligen Verfügungen gegen ihn. Noch dazu kommen ihm die Jungen beim ÖVP-Ankreuzen am Wahlzettel abhanden. Also braucht es einen neuen Spin!
Und dann ausgerechnet Wasserstoff! Im ungünstigsten Fall ist die Herstellung ein verdeckter Klimakiller. Technisch ist ein Wasserstoffauto einem Elektroauto in der Energieeffizienz heillos unterlegen. OK, die Reichweite ist besser und das Betanken geht schneller, aber sonst? In Österreich kann die Anzahl der Wasserstofftankstellen an einer Hand abgezählt werden – insgesamt gibt es momentan fünf! Es hat schon einen Grund, warum nur Toyota ernsthaft mit Wasserstoffantrieben experimentiert. Im Grunde ist diese Technik für PKWs nach Expertenmeinung völlig ungeeignet.
Aber das passt ins Bild des ohne Schul- und Berufsausbildung in allen Dingen außerhalb des türkis-schwarzen Parteiapparates dillettierenden Kurz. Hat er somit wieder irgendein Thema aufgeschnappt und wirft das in die Runde. Jetzt halt Klimaschutz und Wasserstoff. Dann eine Ankündigung für eine Zeitspanne von 10 Jahren. (Erinnert verdächtig an die Ankündigung zu Abschaffung der kalten Progression in ferner Zeit!) Es gibt keine weiteren Infos zu Lage, Umfang oder Forschung und Entwicklung. Das klingt einfach nach Schmäh, nicht nach ausgerichteter Klimastrategie. Eine Technik innerhalb einer Dekade wird propagiert, anstatt endlich die einfachen Dinge wie Dieselprivileg, CO2-Abgabe oder Stärkung der Öffis in ÖVP-Bundesländern anzugehen. Doch da müsste ja tatsächlich etwas getan werden, zeitnah und für viele merkbar.
Nicht mich falsch verstehen. Nimmt Kurz den Klimaschutz endlich wirklich ernst, ist das vollkommen positiv. Nur fehlt mir der Glaube. Denn dazu gibt ein Charakter wie er keinen Anlass. Es geht nur um sein persönliches Agenda Setting für die kommende Wahl, ohne Gefahr, sich einer Diskussion stellen zu müssen. Denn wer kann über etwas sprechen, das in 10 Jahren (frühestens) zu bewerten ist. Ideal für die inhaltslosen Nullaussagen, die Kurz so perfektioniert hat – das Klima für kommende Generationen scheint ihm dabei eigentlich egal!