„Abgesandelt“: Warum der WK-Boss es wissen muss!

Zunftsystem wie im Mittelalter, Zwangsbeiträge, teilweise schikanöse Berufsschranken (Stichwort „gebundenes Gewerbe“), fragwürdige Zustände in der Pflichtversicherung (SVA: Selbstbehalte, Kassendefizit, 2011 wochenlang versicherungsloser Zustand) und nicht zu vergessen: Leitls Parteifreunde regieren seit mehr als einem Vierteljahrhundert, oft als Wirtschafts- und FinanzministerInnen. Kein Wunder, dass einem schwarzen Kämmerer die Begriffe „abgesandelt“ und „Wohlstandsgefährdung“ in den Sinn kommen.

Wahlkampf ist ein schmutziges Handwerk. Dass dabei in den letzten Wochen gerade von Seiten der ÖVP solch dermaßen dichter Blödsinn übers Land schwappt, ist doch einigermaßen erstaunlich. Ominöse Studien über Unternehmensabwanderungen, Feststellung vom „beschädigten Standort Österreich“ und, Warnung vor dem Wohlstandsverlust in den nächsten 5 Jahren (wieder laut Leitl).

Ein neutraler Beobachter könnte auf die Idee kommen, dass hier eine oberösterreichische Fraktion der Schwarzen (Fekter, Leitl) einem anderen Oberösterreicher ans Bein pinkelt (Minister Reinhold Mitterlehner).

Also, lieber Herr Wirtschaftskammer-Präsident, wenn sie sich um die Zukunft des Landes sorgen, wirken sie halt auf ihre Parteifreunde ein: gemeinsame Schule mit Augenmerk auf die perfekte Ausbildung eines jeden Kindes (ja, liebe ÖVP, auch die Kinder von Proleten!), moderne und leistungsfähige Universitäten ohne Ideologiekämpfe um die Finanzierung, leistbare Ganztagesbetreuung von Kindern, deren Eltern auch einem Vollzeitjob nachgehen wollen (müssen) und nicht in Wien oder in den wenigen Ballungszentren leben, leichtere Unternehmensgründungen, bessere Integration von ausländischen Fachkräften (anstatt auf rechte Minderbemittelte bei Wahlen zu schielen!), Lohnabschlüsse, die auch den privaten Konsum aufrecht erhalten, Steuerhinterzieher nicht belohnt werden usw.

Aber vielleicht ist der Sager von Leitl ja auch ein stiller Hinweis darauf, dass sich bestimmte Parteien nach zu vielen Jahren auf der Regierungsbank einfach ein wenig zurücknehmen und in die Opposition gehen sollten. Quasi ein Relaunch, um in einem der WK entsprechenden Jargon zu bleiben.

Der liebe Herr Spindelegger meinte vor einigen Tagen, die Fleißigen, die in der Früh aufstehen, brav arbeiten und am Ende des Monats was davon haben wollen, wählen die ÖVP. Offensichtlich hat er unterschätzt, welche Realitätswahrnehmungen manche Parteifreunde(?) aus Oberösterreich besitzen.

Aber der Herr Spindelegger will ja nur Kanzler werden, was die Partei hinter ihm aufführt, ist egal. Soll sich der Pröll darum kümmern!