Niemand kann von Wintersportlern verlangen, auf Ausübung ihres Berufs zu verzichten. Der Fernsehzaungast kann jedoch über ein bewusstes Nichtansehen von Olympia-Bewerben nachdenken.Es gibt ein paar gute Gründe, warum die Vergabe von sportlichen Großereignissen an wenig demokratische Länder zunimmt: kaum Umweltschutz, geringer Rechtsschutz der betroffenen Bevölkerung, höhere Bereitschaft der öffentlichen Hand, wirklich alles für die Vergabe zu unternehmen.
Ja, wir unterhalten wirtschaftliche Beziehungen zu Russland. Aber das ist noch lange kein Grund, auch sportliche Propaganda zu akzeptieren. Daher verstehe ich Leute, die sich diesmal einen Zusehboykott gut vorstellen können. Ein kleines Zeichen, dass vielleicht ein wenig bringt. Und Hermann Maiers Aussage war sogar ein mächtiges symbolisches Ausrufezeichen, das jeden Berg im Kaukasus locker überragt! Ich werde diese Boykott-Gedanken nur halbherzig durchziehen, denn unsere Eishockey-Mannschaft musste sich ja ausgerechnet für Sotschi qualifizieren! Die restlichen Events werden eher ohne meine Aufmerksamkeit über die Bühne gehen, wobei ich jede Minute von Speed-Skating, Langlauf, Eiskanal-Bewerben oder Trickski soundso für Verschwendung meiner Lebenszeit erachte.
Denn so wie bei jedem Sportereignis, bei dem es Medaillen zu gewinnen gibt, gilt: Ich erhalte keinen Cent für eine Goldene, also hält sich meine Betroffenheit bei Erfolglosigkeit (siehe London 2012) ebenso in überaus engen Grenzen.