Was mir die Krim zeigt

Aus den Ereignissen in der Ukraine ergeben sich für mich mehrere Erkenntnisse, die sich nicht gerade in Optimismus wälzen!

1.) Wer geglaubt hat, dass ein Regime wie in Russland eine demokratische Nation zulässt, ist entweder sehr naiv oder konfliktscheu. In beiden Fällen macht man sich etwas vor und tätigt in Ruhe seine Geschäfte.

2.) Wie so oft in solchen Momenten sind die wirtschaftlichen Argumente stärker als die moralischen. Auch das ist irgendwie logisch, auch wenn ich es überhaupt nicht für angebracht halte.

3.) Es zeigt sich auch die fehlende demokratische Kultur in Kreisen unserer Gesellschaft, wenn es Verständnisbekundungen für Putin gibt! Geht’s noch??

4.) Es ist eh klar, welche Figuren die „Volksbefragung“ auf der Krim für „demokratisch“ halten, aber die Befragung zur Mariahilfer Straße als „undemokratisch“ titulieren! Und solche Figuren erfrechen sich, im Schutz einer mehrheitlich ausgereiften Demokratie wie bei uns solche Blödheiten von sich zu geben.

5.) Es gibt Österreicher, die finden es eh super, dass man einfach ins Gefängnis kommen kann oder in ein Arbeitslager, weil die falsche Lebenseinstellung gewählt, die falsche Kritik laut ausgesprochen oder einfach sonst irgendwie die „gesunde Ordnung und das Volksempfinden“ gestört wurde. Diese Österreicher meinen, der Putin ist ja einfach nur Herr im Haus, im Gegensatz zu den Weicheiern bei uns in der Regierung! Diese Vollpfosten sind aber die ersten, die wehleidig „Politjustiz“ aufschreien, wenn sie völlig zu Recht von einem ordentlichen Gericht inklusive aller juristischer Instanzenwege verurteilt werden. Weil bei sich selbst ist das mit dem „Kurzer Prozess und ab in den Häf’n“ nicht ganz so beliebt wie beim Andersdenkenden!

6.) Wieso verstehen so manche Österreicher nicht, dass es immer auch sie selbst treffen könnte, wenn sie deppert nach einer „Führerfigur“ lechzen oder nach mehr „Law & Order“-Politik. Denn oft sind die sogenannten „Sozialschmarotzer“ die, die am lautesten schreien und auf andere zeigen!

7.) An den geistigen Tiefdruckgebieten der Stammtische sitzen Pappenheimer, die außer blöd reden nur noch blöder denken können. Diese Leute meinen dann anscheinend wirklich, dass es besser wäre, in einem Land wie Russland zu leben? Eher nicht! Aber hier können sie ja ungehindert recht viel hinausposaunen ohne Angst vor dem Gulag haben zu müssen.

8.) Die Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung undemokratischer (oligarchischer) Systeme, die unter dem Strich nur einer ganz kleinen Gruppe Vorteile auf Kosten der großen Mehrheit zugestehen, ist heute größer als vor zehn Jahren. Diese Systeme können ideologisch oder religiös motiviert sein: beide setzten auf Korruption, Unterdrückung, Abwehr eingebildeter Feinde von innen und außen sowie auf die Instrumentalisierung eines angeblichen  Volkswillens, der meist nur einen Ausschnitt der jeweiligen Gesellschaft repräsentiert.

9.) Leider ist diese Tendenz auch innerhalb der EU zu bemerken, wie die einzelnen Rechtsaußen-Parteien beweisen. Auch diese Parteien agieren nach dem Prinzip „Vorteile für mich und die meinen auf Kosten des großen Rests!“ Etwa wenn der EU-Austritt gefordert, Niederlassungsfreiheit oder ausländische Arbeitskräfte kategorisch abgelehnt werden oder Patriotismus gepredigt wird, der aber nur eine Freunderl-Wirtschaft verdeckt!

10.) Wenn die demokratischen Kräfte innerhalb Europas nicht langsam den Ernst der Lage erkennen und den verblendeten Menschen die Augen öffnen, werden die nächsten Jahre mühsam, unerfreulich und sehr destruktiv.