Ja, der Spott ist groß, die Peinlichkeit und der Ärger auch. Trotzdem ist die Verschiebung der Bundespräsidentenwahl völlig richtig und war die einzige Alternative. Drei Anmerkungen dazu.
1.: Die Wiederholung repariert wenigstens einen Irrsinn des VfGH-Urteils, nämlich die Verhinderung einer neuen Wählerevidenz bei der Wiederholung. Jetzt können an die 43.000 Österreicher bei einer Wahl antreten, die ihnen vom VfGH am 2.10. verwährt geblieben wäre.
2.: Am lautesten Skandal rufen die, denen 4,2 Mio. andere Wähler die Aufhebung der ersten Stichwahl (durch sehr problematische Begründungen der Höchstrichter) verdanken: der FPÖ. Die ist sich nicht zu blöd, ihren minderbemittelten M-Schicht Wählern erneut Verschwörungstheorien schmackhaft zu machen (solche Postings auf Facebook-Seiten vom Ingenieur oder dem Hybris Choleriker nicht sofort zu löschen ist Zustimmung!).
3.: Die Weigerung der FPÖ (das Rumpf-Team Stronach ist so was von irrelevant wie seine verbliebenen Gagen-RitterInnen), dem Gesetzesbeschluss zuzustimmen, weil sie gegen Wahlkarten sind, ist bezeichnend. Von wegen nur in Ausnahmefällen: hier kommt erneut die Angst der Blauen vor zuviel Demokratie und westlich-zivilisierten Spielregeln durch!
Zusammenfassend meine ich, dass die ganze Kleber-Affäre dumm, aber nicht wirklich schlimm ist. Die prognostizierte Wahlmüdigkeit betrifft wohl jene fast 2 Mio. Österreicher, die schon im Mai nicht hingegangen sind. Und für manche Seele ist eine weitere Nachdenkphase vielleicht gar nicht so schlecht!