Da zeigt sich in Syrien die ganze Hilflosigkeit der UNO, aber an Nebenschauplätzen wird mit den Muskeln gespielt: etwa beim erneuten Streit um ein Neubauprojekt in Wien, das von der UNESCO und einer Gruppe Erneuerungsgegner vehement bekämpft wird.
Zu dem geplanten Projekt am Wiener Heumarkt gibt es viele Meinungen, von ästhetischen über wirtschaftliche hin zu ideologischen. Was diese Debatte allerdings (erneut) überdeckt, ist eine grundsätzliche: die lächerliche Tendenz, bestimmte Grätzeln in Wien, gebrandet als Weltkulturerbe, unter eine „Käseglocke“ zu stellen und keinerlei Veränderung, selbst an den Außengrenzen, zu erlauben.
Das ist, mit Verlaub gesagt, lächerlich und kindisch. Hier wird die UNESCO zu einem Steigbügelhalter der ewigen Verhinderer. Man denke, es hätte eine ähnliche Weltkulturerbe-Liste schon im 19.Jahrhundert mit denselben Kriterien gegeben – die Wiener Ringstraße wäre nicht gebaut worden (Zerstörung barocker Ensemble beim heutigen Museumsquartier), ebenso hätte es die Schleifung des „Glacis“ in Wien (die Freifläche zwischen der Stadtmauer und den Vorstädten) nicht gegeben.
Schutz von historisch gewachsenen Strukturen ist wichtig und richtig – aber nicht auf Kosten völliger Aufgabe von Neuem und Zeitgenössischem. Eine lebendige, innovative Stadt lebt speziell von den Gegensätzen von historisch und modern.
Das „Gefallen“ ist ebensolchen subjektiven Kriterien unterlegen wie die Ansicht über hübsch/ hässlich. Auf keinen Fall kann es hingenommen werden, dass eine Stadtansicht aus dem 18 Jhd. auf einem Gemälde (sog. „Canaletto-Blick“) bis in alle Ewigkeit eingefroren bleiben muss!
Im Gegensatz zu den unwiederbringlichen Buddha-Statuen, die von den Taliban zerstört wurden, oder der zerbombten Stadt Palmyra in Syrien, geht es in Wien neuerdings um ein (bereits redimensioniertes) Hochhausprojekt. Daher ist die Drohung der UNESCO, Wien das Weltkulturerbe zu entziehen, entbehrlich.
Noch dazu, dass dieses Label Wien sehr wenig bis nichts bringt – außer laufenden Diskussionen von Modernisierungsgegner, denen es nicht um Projekte, sondern um die Verhinderung jeder Veränderung geht.