Ich fühle mich, wie viele andere, schon durch Fluglärm gestört. Aber ich fliege nun auch gerne. Daher bin ich quasi in einem schizophrenen Dilemma, was meine endgültige Haltung zu einer 3ten Pisten in Schwechat betrifft. Zu einem (erneut höchst umstrittenen) Richterspruch sowie der Reaktion der Grünen fällt mir eine Beurteilung schon leichter. Sie lautet: unverständlich und jenseitig!
Es gibt gute Gründe, die gegen den Bau der dritten Piste sprechen: hohe Kosten, womöglich sinkende Fluggastzahlen aufgrund europäischer Verschiebung (auch innerhalb des Lufthansa-Konzerns). Gründe dafür sind natürlich die sinkende (ja, sinkende!) Lärmbelastung eines Großteils der Wiener durch geänderte Flugrouten bei Schlechtwetter, geringerer Kerosinverbrauch durch direkte Landungen aller Flugzeuge ohne Warteschleifen und natürlich die ökonomischen Argumente: Wirtschaft, Tourismus und auch ein paar hundert Arbeitsplätze. Das alles kann, innerhalb anständiger UVPs und Mediation mit Anrainern, abgewogen und schlussendlich bewertet werden.
Doch im Gegensatz dazu die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, der die Notwendigkeit der Piste samt Erhöhung der Sicherheit sowie die wirtschaftliche Bedeutung für die Ostregion hervorhebt. Und sie minder bewertet, wegen ein paar hundert Hektar Ackerfläche und der CO2-Belastung aufgrund Festlegung der Klimaziele in der Verfassung.
Entschuldigung, das sind keine anständigen Argumente. Keine Zahlen, keine Lärmpegelmessungen, keine Flugrouten-Analyse über bewohntem Gebiet! Es scheint für mich (und so manche andere) ein alleinig politisch motiviertes Urteil, das dem Verwaltungsgerichtshof nicht zusteht. Die Erreichung der Kyoto-Ziele obliegen nicht der Genehmigung oder Weisung durch einen Richterspruch, sondern der Politik! Hier schießt der Verwaltungsgerichtshof meilenweit über seine Kompetenz hinaus. Erneut wirft eine richterliche Entscheidung (auch nach Sommer 2016) ein unvorteilhaftes Licht auf die österreichische Justiz.
Und die Mitglieder der Grünen beweisen erneut, zu welchen Lächerlichkeiten sie sich durchringen können. Dann sollen die Flugzeuge halt in Bratislava landen und die Passagiere mit den tollen Bussen weiter nach Wien reisen. Als ob die CO2-Belastung am heimischen Luftraum stehen bliebe. Der Dreck in der Luft bleibt bestenfalls der gleiche. Notfalls wird es sogar mehr, weil es mehr Flieger in Bratislava gibt und über Schwechat die Maschinen immer noch längere Kreisungen durchführen müssen wegen zu wenigen Landeslots! Hauptsache, ein „grünes Anliegen“ ist erfolgreich durchgesetzt, ob sinnvoll oder nicht. Natürlich: die Jobs, der Umsatz und die Steuern gehen in die Slowakei. Egal, die sind eh nicht „nachhaltig und schon gar nicht CO2 neutral! Und den Lärm haben auch nicht die Österreicher, sondern die Slowaken!
Das ist einfach nur ein lächerliches und abzulehnendes Konzept und grünes Floriani-Prinzip in Reinkultur! Aber Hauptsache, bei uns sind „ökologische Aspekte“ ins Treffen geführt worden und so manche „Berufs-Dagegen-Seier“ (Schlagwort: „Die Leute sollen daheim bleiben oder mit der Bahn in Urlaub oder zu Tagungen fahren!“) freuen sich und wissen, dass eh niemand die Piste braucht!
Wie gesagt: ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich diese dritte Piste braucht. Ich verstehe auch die Sorge der Leute wegen des Lärms und der möglichen höheren Schadstoffbelastung. Momentan traue ich mir also in dieser Sache keine eindeutige Entscheidung zu. Aber die Reaktion der Grünen ist für mich lächerlich. Und der Entscheid des Verwaltungsgerichts jenseitig! Unbenommen von jeder Pistenthematik!