Wetter-Pfeifen

Und wieder ist es geschehen: die Wettervorhersage traf nicht zu – das angekündigte Chaos blieb schon wieder einmal aus. Kaum eine Profession kann so oft Falschmeldungen produzieren wie die Meteorologen.

Wetterwarnungen machen die Menschen hektisch – aber nichts passiert. Dann gibt es plötzlich Überschwemmungen und keiner von den Meteorologen hat es kommen sehen. Oder Schneefälle mit mehr als 8cm, die liegen bleiben und den Morgenverkehr ziemlich belasten. Da ist dann immer die Kleinräumigkeit der österreichischen Topografie Schuld.
Mir erscheint, als ob die Wettervorhersage nach der Münzwurfmethode eine ähnlich hohe Trefferwahrscheinlichkeit hätte.

Doch die lieben Damen und Herren von den verschiedensten Wetterredaktionen stolpern auch über ihre eigenen Dummheiten und Ungenauigkeiten. Hervorragend zu beobachten an den Wetterseiten im ORF-Teletext. Abgesehen von immensen Fehlern in wenigen Zeilen (eine Unart, die sich durch das ganze Teletext-Service schon seit mehreren Monaten zieht) veranlassen geografische Kenntnisse zum Staunen. So gibt es im östlichen Niederösterreich ein Bergland, oder die Wetterlage in Niederösterreich ist regnerisch, in Wien allerdings sonnig. Die Südsteiermark reicht schon manchmal bis nach Leoben und je nach Lust und Laune verändert sich die Lage des Mittel- und Nordburgenlandes. Besonders wundert es mich jedes Mal, wenn Regen- oder Schneeschauer auf das Mostviertel beschränkt sein sollen und bei mir in Wiener Neustadt regnet/ schneit es.

Aber auch im Radio ist es nicht besser: Wetterredakteure erzählen von Schneeschauern ganz im Osten des Bundesgebietes und in Wien schneit es. Der Tag ist überall grau in grau, meldet ein Wettermann im Radio und vor meinem Fenster ist strahlender Sonnenschein. Ich denke, jeder kennt diese Geschichten.

Zusätzlich haben anscheinend die Mitarbeiter der ZAMG immer noch keine genauen Wording-Vorgaben, denn auch über Temperaturangaben mit den Attributen kalt, mild, usw. herrscht sehr oft Konfusion. Beispiele dazu etwa die milden Tageshöchstwerte im Jänner von 5°C und am nächsten Tag kalt bei 2°C – also was jetzt?

Auch bereiten entweder die einzelnen Messstationen Schwierigkeiten oder die Personen, die die Daten ablesen. Nur ein sehr typisches Beispiel, schon öfters erlebt:
29. November 2011, erster Adventsonntag, wir sind am Nachmittag in Puchberg/ Schneeberg. Es ist ungewöhnlich mild, die Leute schwitzen beim Punschtrinken, ein Thermometer an einem Geschäft zeigt im Schatten 12°C, das Außenthermometer im PKW 13°C. Zufällig hören wir  beim Wegfahren die Nachrichten um 16 Uhr, der Wettermann jubelt über rekordverdächtige 18°C in Puchberg/ Schneeberg. Wir blicken uns fragend an, das Thermometer zeigt 10°C.

Vor vielen Jahren waren die Prognosen sicher nicht falscher als heute, aber niemand erfrechte sich, eine Vorhersage für mehr als 36 bis 48 Stunden zu publizieren. Und die agierenden Meteorologen verließen sich offenbar mehr auf ihr Gespür und Nase als auf dreihundert Wetterstationen, Satellitenbilder und computerunterstützter Prognosedaten.
Und auf 14-Tage Vorhersagen in der ZIB, wo Temperaturbereiche von mehr als 15°C möglich sind (achten Sie einmal auf die Bandbreite!), sollte eventuell verzichtet werden!